Staffelübergabe der Ausbilder Zimmerer und Beton- und Stahlbetonbauer
Von Lehrjahren, Robotern und Berichtsheften
„Zurücktreten, bitte“ – wenn die langjährigen Ausbilder von ihren Pflichten entbunden werden und den Staffelstab an die jungen Ausbilder abgeben. Wie das so ist? Dazu haben wir „Ex-Ausbilder“ Ludger Schenke und Ludger Berning und ihre Nachfolger Alexander Pütter und Markus Richters zum Interview gebeten.
Mahlzeit zusammen! Schön, dass ihr die Zeit gefunden habt über die Staffelübergabe zu erzählen.
BER: Ja klar, wenn wir uns im Raum „Beton“ treffen, dann bin ich auf jeden Fall dabei.
(Anmerkung: Die Besprechungsräume heißen: Beton, Holz, Aluminium und Stahl – der Raum für das Interview war wohl welcher?)
LSCH: Hier geht’s ja nicht nur um den Namen, sondern auch um die Unterkonstruktion – und
die ist hier sehr gelungen: nämlich aus Holz.
Sehr schön, ihr seid leidenschaftliche Verfechter eurer Berufsgruppen.
LSH: Holz ist mein Leben, das hat sich nie geändert. Auch wenn jetzt alles digitaler und motorisierter ist.
BER: Jetzt gibt es viel Erleichterung für die Arbeitsschritte auf der Baustelle – allerdings auch mehr Reize von außen und mehr Druck.
Ihr seid ja nicht mehr aktiv auf den Baustellen, sondern in der Arbeitsvorbereitung. Wisst ihr immer genau, was eure Auszubildenden eigentlich auf der Baustelle und in den Werkstätten so treiben?
BER: Genau kontrollieren können wir das nicht immer – und die Praxiserfahrungen werden inzwischen durch unsere Poliere auf der Baustelle weitergegeben. Durch regelmäßigen Austausch sind wir aber gut informiert. Wir sind auch Vermittler zwischen den Gesellen und Azubis.
LSH: Ausbilder sein bedeutet auch, bei allen Fragen und bei der Vorbereitung auf das Berufsleben zu unterstützen, vielleicht mal eine Nachhilfe zu organisieren – und ja – das Berichtsheft lesen und kontrollieren. Mit Abstand die wohl „schönste“ Aufgabe – für alle Beteiligten. Hier warten wir seit vielen Jahren auf eine Optimierung seitens der Innung, z.B. keine Tagesberichte mehr, sondern Projektberichte oder „Studien“ und auf eine schnelle Digitalisierung.
Wie viele Auszubildende habt ihr über die Jahre schon durch die Ausbildung begleitet? Ist euch etwas besonders gut oder schlecht in Erinnerung geblieben?
LSH: Im Schnitt würde ich schätzen, dass es an die 100 Auszubildende in den 30 Jahren waren – davon wirklich viele positive Erinnerungen und viele, die heute unsere Kollegen sind. Mit den Jahren kommt auch die Erfahrung, meistens weiß ich schon nach ein paar Wochen, wie die Auszubildenden durch die Ausbildung gehen und wie viel ich hinterherrennen darf (lacht). Ein Auszubildender hat mich auch schon einmal sehr enttäuscht vor ein paar Jahren, auch das gehört dazu und hat mich um eine Erfahrung weitergebracht.
BER: Viele haben es in meinem Sinne auch weit gebracht, haben nach der Ausbildung noch weiter gelernt, Meisterprüfungen gemacht und sich sehr gut entwickelt. Klar, ein paar „Enttäuschungen“ waren auch dabei. Insgesamt ist es auch eine „Ausdauerprüfung“ – für Azubis und auch für uns Ausbilder. Oft sind die Auszubildenden und jungen Gesellen auch noch einmal motivierter, wenn finanzielle Aspekte im privaten Umfeld (z.B. erste eigene Wohnung, ein eigenes Auto, die erste Beziehung) mehr Priorität bekommen. Das wichtigste für alle Beteiligten ist: Geduld, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und auch wir mussten uns unsere „Lehrjahre“ erst verdienen.
Und jetzt, mit den „verdienten Lehrjahren“ – ist der Rücktritt in die zweite Reihe für euch in Ordnung?
LSH: Ja, absolut – mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Alex hat noch einmal eine andere Verbindung zu den Azubis, weil seine Ausbildung auch noch nicht ganz lange her ist.
BER: Erst denkt man: „Hab‘ ich jetzt was falsch gemacht?“ oder „Bin ich zu alt?“ – aber im Endeffekt ist es für uns ja auch eine Belohnung unsere weiteren Jahre im Beruf ohne die Verpflichtungen zu „genießen“. Ehrlich gesagt, können die jungen Leute (Alex und Markus) die Sachen inzwischen aber vielleicht auch besser als wir (lacht). Es kamen ja doch einige Neuerungen in den letzten Jahren dazu.
Markus und Alex, wie fühlt ihr euch mit dem „Sprung ins kalte Wasser“? Wie war das, wurdet ihr gefragt oder zu Ausbildern bestimmt?
APU: Klar, ich wurde vorher gefragt – da musste ich dann doch noch ein, zwei Nächte drüber schlafen. Ich finde, dass es eine große Wertschätzung ist, und deshalb hab‘ ich gerne gesagt, dass ich das mache. Dadurch kann ich den Spaß an meinem Beruf auch weitergeben.
RIC: Ursprünglich wollte ich nicht so viele Dinge gleichzeitig angehen, da ich noch nicht so lange bei Brüninghoff bin, aber die Altersstruktur hat dafürgesprochen und ein Sprung ins kalte Wasser ist es nicht. Ludger und Ludger machen ihre Ausbildungsjahrgänge noch zu Ende und es ist somit ein fließender Übergang.
Wie habt ihr euch in den vergangenen Wochen auf die Tätigkeit als Ausbilder vorbereitet?
RIC: Natürlich haben wir einen Ausbilderschein und hatten auch schon im Vorfeld durch die Baustellenplanung Kontakt mit manchen Auszubildenden.
APU: Der fließende Übergang macht es uns auch leicht(er). Wir können uns vollkommen auf die „Neuzugänge“ im August bzw. unsere Auszubildenden aus dem ersten Lehrjahr konzentrieren.
Bleibt alles so, wie es ist? Oder wie möchtet ihr euch als Ausbilder einbringen und ggf. etwas verändern?
APU: Es tut sich einiges in der Baubranche, Vorfertigungen werden immer stärker gefragt. Das heißt auch, dass der Materialmix mit Holz bei uns noch stärker (als sowieso schon) wird. Vielleicht gibt es hier mit den Jahren einen eigenen Ausbildungsberuf als „Holz-Hybridbau-Zimmerin“ oder so ähnlich… Der Materialmix, den wir unseren Auszubildenden anbieten, hat sehr viele Vorteile und bietet ganz diverse Einblicke. Das öffnet viele Türen – auch für den späteren Werdegang. Es ist aber in dem Sinne dann auch keine „klassische“ Zimmererausbildung.
RIC: Die Beton- und Stahlbetonbauer von morgen haben es mit sehr großen Dimensionen zu tun – Robotik und Digitalisierung haben dabei auf jeden Fall noch jede Menge Potenzial. Dafür möchte ich mich einsetzen.
Wie war eure Ausbildungszeit?
APU: Die Zeit auf den Baustellen schweißt definitiv zusammen – gefaulenzt wurde definitiv nicht viel (grinst). Am Besten und Schönsten ist es, dass ich mit vielen Kollegen zusammenarbeiten durfte – da packt einen schnell der Ehrgeiz! Ich wollte so schnell, wie es geht, auch Stapler fahren und das können, was die Azubis und Gesellen in den Jahren „über mir“ auch konnten und durften.
RIC: Ich habe meine Ausbildung nicht bei Brüninghoff gemacht, aber in meinem Betrieb haben auch die Gesellen in der Praxis viel mit „ausgebildet“, weil sie den besten Draht zu den Azubis hatten – das ist hier meiner Meinung nach auch so und ich finde das echt super.
Und zum Schluss? Wie wollt ihr als Ausbilder wahrgenommen werden? Der lockere Kumpel oder der strenge Lehrer?
RIC: Weder noch – die Werte sind wichtig: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauen. Und ansonsten: authentisch und auf Augenhöhe.
APU: Auf jeden Fall: Wir stehen für die Auszubildenden ein und wollen sie fördern und ihnen helfen. Das geht aber nur dann, wenn die Einstellung stimmt – und so verdienen wir uns dann hoffentlich auch die „Lehrjahre“.
Vielen Dank euch allen für die Einblicke.
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